Konferenz „Co-Production or Co-Existence? Cooperations between civil society actors and the local government“
Teil des Koopwohl-Forschungsprojektes ist eine vergleichende Analyse von Aushandlungsprozessen zwischen zivilgesellschaftlichen Organisationen und lokalen Verwaltungen in unseren Untersuchungsräumen Berlin und Thüringen mit munizipalistischen Prozessen in Barcelona. Dabei interessiert uns besonders, inwiefern sich diese ko-produktiven Prozesse auf das Verständnis von Teilhabe und Gemeinwohl innerhalb lokaler Politiken auswirken. Werden Leistungen der Daseinsvorsorge in den verschiedenen Wohlfahrtsregimen (Spanien und Deutschland) dadurch demokratischer (ko-)produziert oder neue Zugänge zu sozialen Infrastrukturen gar ermöglicht? Um tiefer in die Diskussion und Analyse dieser Fragen einsteigen zu können, diente ein erstes Auftakttreffen mit Akteur*innen aus Barcelona sowie Thüringen und Berlin aus Zivilgesellschaft und Verwaltung dazu, ein gemeinsames Verständnis der jeweiligen Projekte sowie Einbindung dieser in das generelle System der Daseinsvorsorge in den beiden Ländern gemeinsam zu erarbeiten. Dabei fokussierte sich die Diskussion darauf, die Grundzüge der Zusammenarbeit besser zu verstehen.
Die Konferenz „Co-Production or Co-Existence? Cooperations between civil society actors and the local government“ gliederte sich in vier Teile. In einem ersten Input des Forschungsinstituts La Hidra Cooperativa wurden eindrücklich die Erkenntnisse aus Pandemiezeiten beschrieben, in welcher sich in Barcelona über 200 Netzwerke der gegenseitigen Hilfe gegründet und gezeigt haben, welche Kapazitäten und Mobilisierungen aus der Zivilgesellschaft geleistet werden. Aus diesen selbstorganisierten Hilfs-Netzwerken wurde deutlich, wie wichtig soziale Infrastrukturen sind, welche aus engen Netzwerken und sozialen Räumen entstehen und inwiefern diese zur Produktion von commons, als nachhaltige Infrastrukturen während Katastrophen und Pandemien, beitragen. Die beschriebenen Entwicklungen während der Corona-Pandemie schreibt La Hidra einer zunehmenden Relevanz von Public Community Partnerships (PCP) zu. Anders als in Public Private Partnerships werden in PCPs Bürger*innen selbst zu Schlüsselakteur*innen in der Herstellung sozialer Dienstleistungen, anstatt reine Empfänger*innen dieser zu sein.
In ihrer aktuellen Forschung konzentrieren sich La Hidra auf die Untersuchung ebendieser Phänomene und analysieren das Citizen Assets Program (Patrimoni Cituadá) der Stadt Barcelona. Dieses Programm fördert Formen der Interaktion und Kooperation zwischen kommunalen öffentlichen Institutionen und zivilgesellschaftlichen Initiativen. In diesem Zusammenhang wurde auch das Projekt Can Batlló vorgestellt, welches später eingehender als eines unserer Partner*innenprojekte in Barcelona in einer der Kleingruppen diskutiert wurde.
Nach einer ausführlichen Vorstellungsrunde aller anwesenden Projekte und Initiativen sowie Verwaltungsmitgliedern wurde in zwei Kleingruppen über Gründe, Herausforderungen und Erkenntnisse aus Kooperationen zwischen Zivilgesellschaft und kommunalen Verwaltungen diskutiert. Die Gründe zu kooperieren betreffen dabei oftmals Ressourcen wie Gelder, Expertise und Netzwerke, von denen die Verwaltung resp. Zivilgesellschaft profitiert. Herausforderungen hingegen betreffen vor allem den unterschiedlichen Arbeitsmodus der Verwaltungseinrichtungen und zivilgesellschaftlichen Akteur*innen sowie ihren Grad der Formalisierung. Als sehr bestärkend werden Kooperationen oft durch die Verfolgung eines gemeinsamen Ziels mit dem Zugriff auf verschiedene Ressourcen wahrgenommen.
In einer zweiten Kleingruppenphase, aufgeteilt nach den einzelnen Politikfeldern (Wohnen/ Migration-Gesundheit/ Ernährung) wurden Forderungen der jeweiligen Projekte gesammelt und in ihren Unterschieden und Ähnlichkeiten diskutiert sowie ihre Ursprünge in den verschiedenen wohlfahrtsstaatlichen Settings besprochen.
Abschließend wurden erste Ergebnisse des Forschungsprojektes KoopWohl präsentiert und ein kurzer Ausblick auf die gemeinsame Exkursion nach Barcelona, welche voraussichtlich im Juni stattfinden soll, gegeben. Die Teilnehmenden der Konferenz, alle Praxispartner*innen aus Berlin und Thüringen sowie die Projekte, die wir online kennenlernen konnten, werden im Juni in Barcelona aufeinandertreffen und ihren Austausch intensivieren.
Der Workshop hat eindrücklich gezeigt, dass Kooperationen zwischen Zivilgesellschaft und Verwaltung trotz der unterschiedlichen Kontexte in Barcelona und Berlin bzw. Thüringen vor ganz ähnlichen Herausforderungen stehen. Und er hat gezeigt, dass der internationale Austausch zwischen den Beteiligten solcher Kooperationen als sehr fruchtbar wahrgenommen wird.