Gesunde und nachhaltige Ernährung im (Lebens-)Mittelpunkt
Im Politikfeld Ernährungsgerechtigkeit kooperieren der Ernährungsrat Berlin e. V. als zivilgesellschaftlicher Akteurin und die Abteilung Umwelt im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg auf der Seite der städtischen Verwaltung.
Ziel der gemeinsamen Aushandlung ist die Schaffung eines LebensMittelPunktes für den Bezirk. Ein LebensMittelPunkt ist ein Ort der alternativen, nicht-kommerziellen Lebensmittelversorgung. Gleichzeitig dient er der Ernährungsbildung, der gemeinschaftlichen Verarbeitung von Lebensmitteln sowie dem nachbarschaftlichen Austausch. In der Aushandlung um einen LebensmittelPunkt steht die Forderung des zivilgesellschaftlichen Partners nach materieller sowie sozialer Teilhabe an guter und gesunder Ernährung für breite Teile der Bevölkerung im Mittelpunkt. Der Aushandlungsprozess hat gerade erst begonnen und setzt sich zum Ziel möglichst viele weitere Gruppen und Akteur*innen aus der Nachbarschaft in die Erarbeitung eines LebensMittelPunktes miteinzubeziehen.
Ernährungssysteme erfahren durch zivilgesellschaftliche Initiativen und eine bundesweit wachsende ernährungspolitische Bewegung neue Aufmerksamkeit sowie eine Relokalisierung in urbanen Räumen. Während sich die bundesdeutsche Ernährungspolitik durch eine besonders starke Interessensvertretung der Landwirtschaft auf Ministeriumsebene auszeichnet, erfahren Forderungen der Zivilgesellschaft im Hinblick auf die Transformation von Ernährungssystemen hin zu nachhaltigen und ökologischen Lösungen immer mehr Resonanz. In Berlin drückt sich dies auch in der Debatte um eine landesweite Ernährungsstrategie aus. So zeichnet sich ein Wandel Ernährungspolitik im deutschen Wohlfahrtsregime von der Nahrungssicherheit für die Bevölkerung hin zur gesunden und nachhaltigen Ernährung ab.
Der Ernährungsrat Berlin hat sich im April 2016 offiziell gegründet und versteht sich als zivilgesellschaftlicher Zusammenschluss von Akteurinnen, die sich für die ökologisch nachhaltige, sozial gerechte Nahrungsproduktion sowie dessen Verteilung im Raum Berlin einsetzen. Als relativ junge Initiative vereint der Ernährungsrat Positionen von Produzentinnen aus der Landwirtschaft und dem Lebensmittelhandwerk mit denen von Konsumentinnen und aktiven Bürgerinnen.
Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg hat seine Ernährungspolitik bisher auf das Einkaufsverhalten der Konsument*innen fokussiert, indem sie Einzelhandelsstandorte mit fair gehandelten Produkten unterstützen. Seit 2020 ist das Schulessen in den Fokus gerückt, indem nun fair gehandelte Produkte wie Reis, Bananen und Ananas für die Gemeinschaftsverpflegung an Schulen beschafft werden. Durch die Kooperation mit dem Ernährungsrat erweitert der Bezirk sein ernährungspolitisches Programm.
Der Aushandlungsprozess stellt einen Sonderfall innerhalb des Forschungsprojektes KoopWohl dar, denn beide Praxispartner*innen haben erst aufgrund des Projektes eine Kooperation begonnen.
Handlungsleitfaden erschienen: